Bildaufbau Fotografie einfach erklärt (2024)

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Zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2024 von Lars

Bildkomposition, was ist das eigentlich? Schon vor 2014 habe ich fotografiert oder besser einfach drauflos geknipst. Ab und zu war ein gutes Bild dabei, aber die meisten waren irgendwie… blöd! Meist wusste ich nicht mal, warum. Wenn ich heute auf diese Bilder schaue, sehe ich, dass ich bei den schlechten Bildern die elementaren Regeln der Bildkomposition verletzt habe. Wenn du diese kennst und ein halbwegs scharfes Foto hinbekommst, dann hast du schon ganz gute Karten, dass ein tolles Bild auf deiner Speicherkarte landet.

Allerdings sind diese Regeln kein Allheilmittel und auch keine strikte Vorschrift. Man kann sie nutzen, muss aber nicht und kann sie auch brechen. In jedem Fall lohnt sich aber die Kenntnis dieser Regeln, um sie anzuwenden, zu kombinieren und zu testen.

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Warum überhaupt Bildkomposition?

Warum soll man überhaupt auf die Bildkomposition achten? Wahrscheinlich machst du dir schon unbewusst längst Gedanken um die Bildkomposition. Schauen wir uns doch mal ein paar Beispiele an.

Dieses Bild sieht recht ausgewogen aus (auch wenn der Experte sehen wird, dass das „Studio“ ein DIN A4-Blatt und zwei Baustellenlampen war).

bildkomposition-01
Harmonische Elementverteilung. Elemente (inkl. Schatten) sind komplett auf dem Bild.

Das folgende Bild sieht merkwürdig aus. Die Tomaten sind sowohl unten als auch an der Seite abgeschnitten.

bildkomposition-02
Missratene Bildkomposition: Bildausschnitt falsch gewählt

Abgesehen von dem merkwürdigen Gesichtsausdruck ist die Person hier ganz gut auf das Foto verteilt.

bildkomposition-03
Gesicht der Person samt Gestik gut auf dem Foto verteilt.

Hier wurde das Kinn abgeschnitten, ein „No-Go“ bei der Porträtfotografie.

bildkomposition-04
Schlechte Bildkomposition: Foto zu weit oben beschnitten.

Unbewusst hast du dich wahrscheinlich schon mit der Bildkomposition auseinandergesetzt. Dazu gehört dass zu fotografierende Element komplett zu fotografieren und nicht an den falschen Elementen abzuschneiden.

Die bewusste Kenntnis einiger Regeln zur Bildkomposition hilft dir dabei, bessere Bilder zu schiessen. Diese Regeln sind aber kein absolutes Regelwerk. Vielmehr können (und sollen sie sogar) im bestimmten Situationen gebrochen werden.

Drittel-Regel

Die Drittel-Regel ist einer der wichtigsten Regeln überhaupt. Dabei unterteilt man das Bild in 9 gleiche Felder (zieht also vertikal und horizontal zwei Linien). Die meisten Kameras und sogar Smartphones können ein solches Muster einblenden.

Drittel-Regel beim iPhone einstellen
«Einstellungen» > «Kamera» > «Raster» aktivieren.

Drittel-Regel bei Sony-Kameras einstellen (zum Beispiel Sony Alpha und RX100)
Menü «Einstellungen» > «Gitterlinie» > «3×3-Raster».

Nun legt man einzelne Objekte auf eine der Schnittpunkte. Zum Beispiel eine Person, ein Baum, ein Auge…

Warum? Fotografierst du dein zu fotografierendes Objekt (zum Beispiel eine Person) genau in der Mitte sieht das meist sehr gestellt aus. Steht sie dagegen auf dem Drittel rechts oder links, wirkt das in der Regel besser.

Falls dein Element eine Person oder ein Tier ist, sollte sie nicht aus dem Bild herausschauen. Schaut sie zum Beispiel nach rechts, oder läuft nach rechts, dann setze sie auf das linke Drittel.

Motiv falsch postitioniert
Der Löwe ist in der falschen Ecke positioniert. Zudem stimmt der Horizont nicht, was man in der Bildbearbeitung gut korrigieren hätte können.
motiv korrekt positioniert
Löwe korrekt positioniert

Keine Regel ohne Ausnahme

Im letzten Beispiel mit dem Löwen sieht man bereits, dass man diese Regeln nicht immer absolut befolgen sollte. Hätte ich hier die Augen auf das linke Drittel gesetzt, wäre der Schwanz des Löwen abgeschnitten worden, was sicherlich nicht toll ausgesehen hätte.

Der Horizont und die Drittelregel

Auch den Horizont solltest du in der Regel nicht auf die Mitte legen, sondern auf das untere oder obere Drittel, je nachdem, ob du den Fokus auf den Himmel oder die Landschaft legen willst. Hier habe ich allerdings den Horizont nicht direkt auf die Drittel-Regel gelegt, sondern etwas darüber, weil ich den Strand nicht zu knapp abschneiden wollte.

drittel-regel-horizont

Keine Regel ohne Ausnahme. Hast du eine schöne Spiegelung des Himmels auf der Wasseroberfläche, macht es möglicherweise wieder Sinn, den Horizont auf die Mitte zu legen.

drittel-regel-horizont-02
Drittel-Regel bewusst nicht beachtet, da sonst die Spiegelung oder das Gebäude abgeschnitten worden wäre.

Hast du sehr symmetrische, gerade Linien, zum Beispiel einen breiten Treppenaufgang zu einer imposanten Türe, sieht es in der Regel besser aus, dieses genau zentral zu positionieren.

steg.jpg
Steg bewusst in die Mitte gesetzt und nicht auf ein Drittel.

Wenn du dir nicht sicher bist, mache jeweils 3 Fotos. Eins in der Mitte, eins mit dem oberen Drittel, ein mit dem unteren. Schau sie dir zu Hause am Computer an und beurteile dann, welches dir am Besten gefällt.

Führende Linien

Ein Bild wirkt oft dann gut, wenn der Blick des Betrachters genau dahin gelenkt wird, wo der Fotograf es will. Das kann durch führende Linien in deinem Bild geschehen.

Diese führenden Linien können zum Beispiel Teile der Landschaft, eine Strasse, ein Weg, ein Steg oder  Teile einer Architektur sein.

Die Linien führen also den Blick des Betrachters zum „Eyecatcher“ in deinem Bilde.

Idealerweise verlassen die Linien nicht vorzeitig das Bild. Nicht immer ist das möglich, zum Beispiel bei einem Fluss. Aber auch das muss nicht immer ein Problem sein. Vielleicht soll das Auge des Betrachters ja einfach in die Ferne schweifen.

Schauen wir uns noch einmal das Bild vom Steg von vorhin an:

steg.jpg
Steg

Hier führen die Linien des Stegs den Blick des Betrachters in die Ferne. Was ich auch sehr gerne nutze ist ein Weg, der in die Ferne führt und dadurch die Tiefe in der Landschaft zeigt.

weg-ferne
Linie des Weges führt zum alten Leuchtsignal
fuehrende-linien
Die Linien führen hier direkt zum „Action-Fotograf“

Tiefe erzeugen

Ein Foto ist grundsätzlich nur zweidimensional. Die Tiefe im Bild ist also nicht direkt erfahrbar, sondern muss anders  dargestellt werden. Tiefe im Bild kann man nicht nur durch führende Linien  erzeugen, sondern auch durch Elemente im Vordergrund. Dies können zum Beispiel Steine sein.

Tiefe darstellen in der Bildkomposition
Tiefe durch Elemente im Vordergrund dargestellt

Es kann von Vorteil sein, wenn die Elemente im Vordergrund eine Diagonale bilden. Aber auf diese Regel würde ich mich nicht allzu sehr festzulegen versuchen.

Das zweite Foto ist zwar so  nicht besonders, aber stell dir vor, was für eine Wirkung das Foto gehabt hätte, wenn ich hier nur auf die Wasseroberfläche fotografiert hätte. Es wäre vollkommen untergegangen, wie zerklüftet und unregelmässig das Ufer ist.

Tiefe in der Bildkomposition
Tiefe durch Elemente im Vordergrund darstellen

Rahmen

Fotos wirken manchmal besser, wenn sie eine Art Rahmen haben. Doch hier rate ich dir zur Vorsicht. Oft nervt zu viel Zeugs im Vordergrund. Was meine ich mit Rahmen? Zum Beispiel so was hier.

Rahmenelemente auf dem Foto
Rahmenelemente auf dem Foto – Bildkomposition

Auf diesem Bild hier vom Rheinsteig kann der Betrachter erahnen, dass ich durch einen Wald gelaufen bin und sich mir dann dieser tolle Blick aufgetan hat. Doch den Rahmen empfinde ich hier als knapp an der Grenze an „zu mächtig“ und auch die Führung des Rheins ist nicht optimal. Manchmal geht es aber einfach nicht anders, weil man keine andere Kamera dabei hat.

Goldener Schnitt / Goldene Spirale

Der goldene Schnitt ist zunächst einmal eine Art Erweiterung der Drittelregel. Beim goldenen Schnitt wird nicht in jeweils ein Drittel unterteilt, sondern nach dieser Formel: Die Teilstrecke A verhält sich zur Teilstrecke B wie die Gesamtstrecke A+B zu A.

Das gibt dann erst einmal einen Teilstrich bei ca. 62 Prozent und einen bei 38 Prozent. Diese Unterteilung kann ich dann noch auf der anderen Seite machen und das dann sowohl auf der Horizontalen als auch auf der Vertikalen.

Die genauen mathematischen Hintergründe liesst du am Besten bei der Wikipedia nach.

Merken musst du dir eigentlich nur, dass das dann so aussieht:

Goldener Schnitt
Goldener Schnitt – der Einfachheit halber bei einem quadratischen Ausschnitt. Beim typischen Seitenverhältnis 3:2 zieht sich das entsprechend auseinander.

Zum Vergleich das Drittelraster:

Drittelraster
Drittelraster: Die Abschnitte sind jeweils genau in ein Drittel geteilt –  der Einfachheit halber hier bei einem quadratische Ausschnitt. Beim typischen Seitenverhältnis 3:2 zieht sich das entsprechend auseinander.

Der Unterschied zwischen goldener Schnitt und Drittelregel ist also eher marginal. Warum also der ganze Aufwand? In der Kunst gilt diese Unterteilung als besonders harmonisch. Bewiesen ist das allerdings nicht.

Interessant wird es dann noch, wenn man die Quadrate jeweils weiter unterteilt. Dann kommt sowas dabei raus:

Goldene Spirale.svg
Von Wikpedia User:Mabit1

Und diese Form kommt tatsächlich häufig in der Natur vor. Zum Beispiel auf einem Schneckenhaus. Bestimmte Blattstängel rollen sich auch so auf.

Was bringt die goldene Spirale jetzt in der Bildgestaltung?

Immer dann, wenn du nicht nur ein Element, sondern ein Element in einer bestimmten Umgebung darstellen willst, dann kannst du versuchen, es auf den Endpunkt der goldenen Spirale legen.

Dem folgenden Bild würde ich zum Beispiel eher den Titel „Katze im Gras“ als nur „Katze geben“.

goldene-spirale-bildkomposition
Goldene Spirale in der Bildkomposition beim Fotografieren – Katze geht immer 🙂

Das ganze Mathematik-Zeugs musst du dir nicht merken. Setze in solchen Fällen einfach das Objekt rechts oder links unten an den Bildschirmrand. Weisst du, warum die Katze hier nicht an den linken Bildschirmrand gesetzt hätte werden dürfen?

So kannst du die goldene Spirale in Lightroom einblenden

In der bekannten Fotobearbeitung Lightroom kannst du dir die goldene Spirale einblenden lassen. Du gehst dazu mit der Taste „R“ im Entwickler-Modus in die Freistellungsüberlagerung (da wo du Bilder beschneiden und ausrichten kannst). Mit der Taste „O“ kannst du verschiedene Rastervarianten auswählen.

Mit Shift+ „O“ kannst du das Raster spiegeln.

Unter „Werkzeuge“ > „Freistellungsüberlagerung“ > „Zu durchlaufende Überlagerungen wählen“ kannst du die Raster auswählen, die du überhaupt angezeigt bekommen willst.

Fazit Bildkomposition

Die Kenntnis der Regeln ist nützlich, um schneller zu besseren Bildern zu kommen. Aber nicht immer macht es Sinn, die Regeln zu befolgen. Manchmal sieht es nach dem persönlichen Geschmack dann doch anders besser aus. Aber noch viel häufiger hast du gar nicht die Möglichkeit, den Ausschnitt so zu nehmen, dass eine Regel passt.

Sieh das Regelwerk also als Leitplanken einer Strasse an, die du aber gerne auch mal verlassen darfst.


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