Deutschlandtour 2015 mit der Suzuki V-Strom 1000

Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2023 von Lars

Eine Motorradtour mit der Suzuki V-Strom 1000 durch Süddeutschland. Das wär doch mal was, dachte ich mir. Schliesslich gibt es auch ausserhalb des Schwarzwalds schöne Strecken.

Tag 1 (Samstag) – Baden

Motorrad-Deutschlandtour 2015

Per Mail wurde gestern Abend der erste Treffpunkt erst mal abgesagt. Das ist zum einen schade, zum anderen bin ich aber gar nicht unglücklich. Denn jetzt ist eins möglich: Ausschlafen. Außerdem muss ich nicht gleich zu Anfang über 500 km runterreisen. Viel Training auf dem Motorrad hatte ich dieses Jahr noch nicht.

Alls ich aufstehe, sieht es so aus, als hätte der Wetterbericht doch recht gehabt. Die Strassen sind nass und es nieselt leicht. Soll ich gar erst morgen fahren? Bin doch kein Weichei! Oder doch? Bringt aber meine Touridee durcheinander. Laut Wetterprognose der Landwirtschaft soll sich das Regengebiet außerhalb Baden-Würtemberg aufhalten, das passt, also los…

Bei mir in Laufenburg beginnt es schwülwarm – gefühlt heiss. Im Albtal tröpfelt es dann. Also Regenkombi an. Mittlerweile ist es auch deutlich kühler geworden und so lasse ich ihn noch eine ganze Zeit lang an, obwohl es längst wieder aufgehört hat zu regnen.

Über Triberg, Freudenstadt geht es Richtung Pforzheim. Inzwischen ist es wieder richtig warm geworden und der Regenkombi längst wieder gut verstaut. Hinter Pforzheim besuche ich einen Schulkameraden. Einer der Freundschaften, die durch verschiedene Wege zwar auseinander laufen, jedoch nie aufhören.

Ich werde super herzlich empfangen und bekomme sogar noch ein leckeres Abendessen. Vielen Dank an Euch!

Der erste angelaufene Campingplatz ist ein Jugendcampingplatz. So wie es aussieht einfach eine Wiese ohne jegliche Infrastruktur. Also zücke ich mein Smartphone und mache mich auf die Suche nach dem nächsten. Ein etwas korpulenterer Herr umkreist mich auf seinem Fahrrad. Schließlich hält er an und fragt (sorry liebe Nordbadener, wenn ich den Dialekt falsch wiedergebe): "Und, hascht eine Tour gmacht?"

"Klar, bin aber noch dabei."

"Ich hab ne Paneuropa. Hab se heute Morgen zum TÜV gbracht. 96000 km – noch alles OK. Darf aber nicht nur Motorrad fahren, muss auch Fahrrad fahren, wegen meinem Ranzen."

Ich verkneife mir das Lachen und wir unterhalten uns noch kurz über die Qualität diverser Motorradmarken.

Auch beim Tanken werde ich wieder angesprochen. Eine Frau will wissen, ob das nicht sehr anstrengend ist, soweit zu fahren. Ja für einen alten Mann wie mich schon manchmal…

Der nächste Campingplatz ist Camping am See St. Leon. Ein schöner Platz. Einzig und allein nervig ist, dass ich nicht mit dem Motorrad rein fahren kann und das Be- und Entladen somit schwierig wird.

Mein Nachbar ist ein älterer Holländer. Er fährt mit dem Fahrrad nach Rom. Wow, Respekt. Auf dem Jakobsweg war er auch schon mit dem Fahrrad, ebenfalls von Holland aus. Er schreibt auch einen Blog: josgeerse.waarbenjij.nu. Auf Niederländisch halt, aber es gibt ja Google Translator. Im Moment ist er sich nicht ganz sicher, ob er die Alpen schafft, aber er will auch noch das Stilfserjoch hoch. Mit 25 kg Gepäck.

Er teilt noch seinen Wein mit mir. Ich sorge dafür am nächsten Morgen für heisses Wasser für Tee und Kaffee und revanchiere mich mit einer Brezel. Da kommt wohl etwas Jakobsweg Feeling auf. Ich selbst kenne den Weg nur aus einem Buch, das mir eine gute Bekannte vor kurzem ausgeliehen hat:

Das Buch dürfte ein authentischeres Feeling rüber bringen, als dass von Hape Kerkeling, auch wenn es einige Längen hat. Mein Zeltnachbar erzählt mir jedenfalls von vielen ähnlichen Begegnungen von diversen Menschen aller Herren Länder und Religionen. Mittlerweile ist es anscheinend vollkommen akzeptiert den Weg auch vollkommen ohne religiösen Hintergrund zu machen.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 Camping St. Leon

Heute gefahrene Kilometer: 306

Tag 2 (Sonntag) – Rheinland Pfalz

Heute will ich durch die Pfalz in Richtung meines ehemaligen Studienortes gondeln. Irgendwie bin ich aber vollkommen orientierungslos und so schalte ich schon nach ein paar Metern dass Navi ein, obwohl ich in letzter Zeit gar nicht mehr so gerne damit fahre. Man macht sich viel zu sehr zum Sklaven solcher Geräte. Ich versuche es erst mit der Option keine Autobahn, keine Bundesstrasse, kurze Route. Aber das Navi scheucht mich von einem Weindorf ins nächste. So komme ich überhaupt nicht voran. Unheimlich anstrengend ist es auch noch dazu. Streckenmässig erwähnenswert ist die Abzweigung von Maikammer auf den Kalmit. Durch die vielen Kiefern hier sieht es richtig südländisch aus. Oben könnte man rechts richtig Totenkopf abbiegen. Könnte, wenn man nicht auf zwei Rädern daher kommt und Samstag oder Sonntag ist. Dann ist die Strecke für Motorräder nämlich gesperrt. Aber auch die Alternativroute ist landschaftlich sehr schön, nur sonntags zu voll.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Kalmit
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Kalmit

Schliesslich biege ich ab auf die Autobahn und besuche in Stromberg meinen Studienkollegen mit Familie, wo ich auch wieder ganz toll empfangen und verköstigt werde. Vielen lieben Dank auch an Euch. Nächstes Mal bringe ich den Pizza-Belag mit 😉

Ich stelle fest, dass bei meiner Brille einer der Nasenbügel abgebrochen ist. Das werden so langsam teure Ferien. Die Brille kann man vielleicht nochmal flicken, aber gestern war mir auch noch mein Helm heruntergefallen. Irgendwie ist die Visierhalterung gebrochen, und jedes Mal, wenn ich das Visier ganz hoch mache, habe ich es in der Hand. Auch zeichnet sich an einer Stelle auf dem Helm eine komische Aufwerfung ab, die womöglich ein Riss sein könnte. Ich werde also bald sowohl einen Optiker als auch einen Motorradladen anlaufen müssen.

Heute Abend fahre ich den Campingpark Waldwiesen in Birkenfeld. Birkenfeld liegt auf knapp 400 Meter. Es ist sehr heiss, als ich das Zelt aufbaue. Doch nach Sonnenuntergang wird es schlagartig kühl.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Birkenfeld
Platz ist in der kleinsten Hütte

Heute gefahrene Kilometer: 265

Tag 3 (Montag) – Saarland, Hessen und die höchste Fressbudendichte der Welt

Am Morgen erwache ich dann auch tatsächlich frierend. Das Thermometer der Suzuki zeigt fünf Grad. Oh je. Ich flösse mir erst mal jede Menge Kaffee ein und merke erst einige Zeit später, dass es noch nicht mal sieben ist.

Die Sonne schafft es nicht, vernünftig durchzukommen. Alles ist klamm. Die Kondenswasserbremse im Zelt funktioniert zwar, jedoch bekomme ich sie nicht getrocknet. Sie ist wie ein Innenzelt ohne Seitenwände. Man kann sie aber einigermassen leicht entnehmen und schliesslich lichtet sich der Dunst etwas und sie trocknet auf der Leine.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Birkenfeld

Waiting for the sun…

Wenig später wird es sogar richtig heiss. Ich fahre erst einmal den ASMC Shop in Heiligenwald im Saarland an. ASMC vertreibt Armee-Artikel. Nein, ich werde auf meine alten Tage nicht militaristisch, ich will mir nur für meinen nächsten Trip etwas Outdoor-Geeignetes zulegen. Da gibt es viele qualitativ hochwertige Sachen recht günstig und nicht nur in Tarn.

Leider ist das kein Shop, sondern nur ein Lagerverkauf. Man kann aber auch Teile probieren, wenn man weiss, was man will. Ich lass mir einen Katalog geben und blättere. Einen Teil finde ich, beim Rest hilft mir das superfreundliche Personal dort. Ich frag dann gleich noch nach dem Optiker, die sind aber alle nicht von hier.

Ein anderer Kunde erklärt mir aber dem Weg zum nächsten Optikern. Fünf vor zwölf komme ich bei einem an. Oh je, ob ich mir da jetzt Freunde mache? Die Dame im Geschäft ist aber relaxt und macht sich gleich ans Werk. Sie tauscht beide Nasenbügel und reinigt meine Brille. Die ist jetzt so sauber wie beim Kauf, nur hält das beim Motorradfahren bei mir nie lange vor. Kosten tut das nichts, also nehme ich ihr auch nicht krumm, dass Sie mich für einen Schwaben hält. Ich füttere noch das Kaffeekassen-Schwein und bin schon wieder weg.

Im Saarland besteht die gefühlte höchste Fressbudendichte der Welt. In jedem Ort scheint es mindestens alle 100 Meter eine zu geben. Da es Mittagszeit ist und ich das Saarland bald wieder verlassen werde, beschliesse ich einen Fressbuden-Test. Habe mich aber hoffentlich nur vergriffen. Hoffentlich deshalb, weil es überhaupt gar kein wirklicher Genuss ist. Der Hunger treibt es rein. Ich beschließe zukünftig doch lieber wieder mein Mittagessen beim Bäcker zu kaufen und irgendwo im freien zu picknicken.

Der Rückweg führt mich über schon bekannte, landschaftlich sehr schöne Strassen, immer wieder an der Nahe lang. Und immer wieder blühende Rapsfelder, die mich auf der Tour regelrecht begeleiten.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Lindenscheid
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Lindenscheid

Für morgen habe ich mich fest in Leipzig mit meinem Cousin verabredet und ich muss noch ein paar Kilometer machen. Also nehme ich die Autobahn und lande mitten im Berufsverkehr. Auch das Navi nervt. Ist es zu heiss und ich zu blöde es zu bedienen oder springt hier wirklich immer die Autobahnoption raus?

Kurz vor Fulda laufe ich den Campingplatz Hutten, Heiligenborn an. Wie im Campingführer ein stark von Dauercamper geprägter Platz mit durchweg sehr freundlichen Leuten. Es entstehen einige Gespräche, als Motorradfahrer bin ich hier der volle Exote. Ob ich mit Ghettoblaster und Holzkohlegrill auch auf so viel Freundlichkeit gestoßen wäre, sei aber mal dahingestellt.

Heute gefahrene Kilometer: 368

Tag 4 und 5 (Dienstag und Mittwoch) – Thüringen, Sachsen

Heute nacht hatte ich es kuschelig warm. Es muss weit wärmer sein als die fünf Grad gestern in Winterberg. Nur ein Vogel nervt. Er hat sich genau über den Bäumen niedergelassen und singt nicht nur eine Melodie, nein er scheint alle jemals gehörten nachzuahmen. Doch damit nicht genug, er immitiert auch diverse Geräusche. Und in einer Lautstärke! Dass ich an Pfingsten genau so einen mehrere hundert Kilometer entfert wieder über meinem Nachtlager haben würde, hätte ich heute nicht geglaubt. Ich bin zu faul rauszuschauen und krame deshalb einfach nach meinen Ohrstöpseln. Kaum sind die drin bin ich wohl schon wieder eingeschlafen und wache erst gegen Halbneun wieder auf. Ich lasse mir Zeit mit packen und kann dafür alles perfekt trocknen.

Zunächst arbeite ich mich über die Landstraße Richtung Eisenach vor. Die Gegend ist schön, zwar keine extreme Kurven, jedoch auch nicht schnurgerade. Die ehemalige Grenze passiere ich auf einer Anhöhe und mache dort Rast. Danach bin ich im Kreis Wartburg, Thüringen. Auch hier geht die Strecke ähnlich weiter, nach Eisenach wird aber der Verkehr deutlich mehr. Es ist heiß in der Motorradkluft. Das Thermometer zeigt über 30 Grad, jede rote Ampel wird zur Qual. Ich bleibe nicht immer brav hinten stehen, sondern fahre auch mal vor. Das sieht man hier wohl gar nicht gerne. Lichthupe, Hupe, obwohl ich niemand behindere. Kennt man hier keine Motorradfahrer?

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - ehemalige Grenze DDR

Damit ich nicht zu spät komme, fahre ich ab Eisenach auf der Autobahn nach Leipzig. Mein Navi mag mich mal wieder nicht auf die Autobahn lassen, obwohl ich ich definitiv Autobahn aktiviert habe. Nochmal Optionen neu setzen, dann geht es. Mitten durchs Windkraftgebiet. Entsprechend anstrengend ist die Angelegenheit. Bei jedem überholten LKW gilt es auch noch gegen den Seitenwind zu kämpfen.

Entsprechend platt komme ich von der Autobahn. Die blöde Strasse zieht sich noch ewig durch Leipzig. Hier regt sich aber niemand mehr auf, wenn man an der Ampel mit dem Motorrad mal vor fährt. Plötzlich taucht rechts ein Polo-Ladewn auf. Polo? Moment, ich brauch doch noch was!

Der Polo in Leipzig ist gut sortiert und hat auch eine große Auswahl an Schuberth-Helmen. Da ich einen großen Kopf habe, brauche ich gar nicht nach einer anderen Marke zu schauen. Der alte hat garantiert einen Riss, meint der Verkäufer. Ganz sicher bin ich mir nicht, kann mir aber auch nicht sicher sein, dass es nicht so ist. Ein C3 ist da und passt. Der Verkäufer würde mir lieber den C3 Pro andrehen, aber da die Anschaffung ungeplant ist, tun mir die 300 Euro mehr dann doch zu sehr weh. Bei mir halten die Helme auch irgendwie nicht lang. Ist wie mit der Brille. Nicht dass ich nicht darauf acht gebe, aber nach ein paar Monaten sieht beides aus wie 10 Jahre alt. Ein Pinlock Visier soll ich noch nehmen. Nein. Mach ich erstmal nicht… Ich hab praktisch kein Platz fürs alte, und zum Wegschmeißen wäre mir das zu schade. Dass kann ich auch daheim kaufen.

Nichts desto trotz, so schnell habe ich noch nie einen Helm gekauft!

Den Campinglatz am Auensee hat mir schon mein Cousin angegeben und trotz zähem Feierabendverkehr bin ich doch einigermassen schnell da. Es ist inzwischen schwülheiss und ich checke nochmal den Wetterbericht. Gewitter in Leipzig. Mit meinem kleinen Zelt schaffe ich es nicht dass Gepäck so zu verfrachten, dass es nicht an die Zeltwand drückt. Also miete ich kurzerhand ein "Blockhaus". Sieht zwar nicht wie ein Blockhaus aus, hat aber eine eigene Dusche drin. Ahhhhhhh schön.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Leipzig

Wieder vorzeigbar und riechbar mache ich mich auf dem Weg zur Straßenbahn und zum Treffpunkt mit meinem Cousin. Das klappt auch ganz gut. Wir sorgen für etwas Flüssignahrung und gehen noch was essen. Anschließend Champions-League. Die Bayern fliegen raus, ich kann damit gut leben 🙂

Ich merke, dass mich die Fahrt mehr als gedacht geschlaucht hat und spiele schon mal mit dem Gedanken eine Nacht zu verlängern, was ich am nächsten Morgen dann auch mache. Kostet jetzt aber 10 Euro mehr. Saisonbeginn. Nun gut.

Nach dem Frühstück flöze ich lang nur faul rum. Irgendwann ist mir dann nach Grillen. Grüne,  Vegetarier und Veganer jetzt unbedingt einen Absatz nach unten springen! Für die anderen: Ich kaufe mir ganz unökologisch einen Einmalgrill und ein Stück Rinderfilet und grille mir ein leckeres Mittagsessen.

So richtig in die Stadt zieht es mich nicht. Alleine irgendwelche Touri-Hot-Spots schauen, habe ich keine Lust und so bringe ich endlich mal das Reisetagebuch auf Vordermann. Am späten Nachmittag raffe ich mich wenigstens für einen Spaziergang um den Auensee auf. An der Elster bewegt sich etwas. Ich sehe eine ganze Familie Wasserratten. Die habe ich nie zuvor in freier Wildbahn gesehen. Ganz schön gross! Das ganze hat etwas friedliches. Mama Wasserratte hockt mit ihren 9 Kindern im Gras und äst. Papa Wasserratte jagt (oder planscht, er war recht weit weg). Dann schickt Mama Wasserratte die Kinder ins Bett, die eins nach dem anderen unbeholfen ins Wasser fallen und dann aber zügig in die Höhle schwimmen. Papa Wasserratte kommt schliesslich hinterhergeschwommen (und erzählt wahrscheinlich die Gutenachtgeschichte).

Leider war die Familie zuweit weg für richtig gute Fotos.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Wasserratten
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Leipzig Auensee

Zurück an meiner Blockhütte koch ich mir Abendessen. Zwei Mal warm essen, wie feudal. Aber ich habe einfach zuviel eingekauft.

Gefahrene Kilometer: 322

Tag 6 (Donnerstag) – Thüringen, Hessen

Das Packen geht deutlich einfacher, wenn es keine Klamotten zu trocknen gibt und kein Zelt abzubauen. Ich habe meinen Spiritus-Vorrat aufgefüllt und kann die Einliterflasche nicht mitnehmen. So frage ich eine der Mädels von der Reinigung, ob sie den halben Liter brauchen kann und sie bedankt sich überschwänglich. Ist mir fast peinlich. Spiritus im Wert von 80 Cent. Aber generell sind die Leute zumindest hier in Leipzig auffallend gut drauf, selbst an der Kasse bei Penny.

Es ist Vatertag und die ersten besoffenen Väter kommen mir schon wenige Kilometer westlich von Leipzig entgegen. Motorradtechnisch ist es relativ langweilig, nur selten schlängeln sich ein paar vereinzelte Kurven den Weg lang. Ich orientiere mich daher wieder Richtung Eisenach bzw. Thüringer Wald, wo die Kurven häufiger werden. Immer wieder treffe ich ausgelassene und fröhlich jodelnde Männer auf Traktor-Anängern, Fahrräder oder einfach zu Fuss. Vereinzelt haben sich auch einige Frauengruppen auf den Weg gemacht. Mit Schampus und Wodka. Das ist dann wohl das Alternativprogramm und die Kids sind bei den Grosseltern. Oder jeder darf nur alle zwei Jahre abwechselnd auf Tour?

Und immer wieder diese herrlich leuchtenden Rapsfelder.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Rapsfeld Karsdorf
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Schloss Friedrichswerth

Als ich etwas abseits Mittag mache, kommt mir ein älterer Herr entgegen. In Jogging-Klamotten, ein Damenfahrrad schiebend. Erst grüsse ich, er grüsst nicht zurück, dann bleibt er doch stehen, grüsst und ich grüsse aus einer Laune heraus nicht (mehr). Er stiert abwechselnd auf mein Nummernschild und mich, so als wäre das Schild ein Pass, dessen Foto es mit mir zu vergleichen gilt. Ich bin erstmal still und harre der Dinge.

"Wiwanama?"

"Bitte?"

"Will er nicht mehr?"

Ach so. Sein Dialekt ist sehr ausgeprägt.

"Doch, doch. Aber ich brauch mal eine Pause" sage ich und zeige auf mein Brot.

Mein Gegenüber nickt und kommt mir sehr nahe, für meinen Geschmack zu nahe, aber ich weiche nicht.

"Das Fahrrad, das habe ich für einen Zehner dem Karl abgekauft. Stand 20 Jahre im Schuppen. Wäre aber doch zu schade zum wegschmeissen, oder?"

"Klar. Aber sind die Reifen noch gut? Nicht spröde? Mir ist mal einer geplatzt an so einem alten Fahrrad." antworte ich und denke mir, dass das eigentlich vollkommen egal ist, wenn er sein Fahrrad nur schiebt.

Er scheint meine Gedanken zu erraten. "Nachher gehts bergab, dann hab ichs leichter. Nochmal für nen Zehner bekomme ich noch einen Satz neue Reifen."

Er zündet sich eine Zigarette an und schaut übers Feld.

"Die anderen haben Elektro-Velos, das können wir uns nicht leisten."

Ich beschliesse darauf nicht näher einzugehen.

"Viele Windräder habt Ihr hier." meine ich schliesslich.

"Alles Mist, stört alles."

"Wieso, fallen die oft aus?"

"Nein, das Handyyy."

"Aha."

"In der Nähe von den Dingern kann man nicht mehr mit dem Handy telefonieren. Alles gestört, selbst das Radio."

"Echt?"

"Ja."

So setzt sich das leicht strange Gespräch noch eine ganze Weile fort, bis ich dann mein Brot gegessen habe. Mit einem "Jetzt muss ich dann aber wirklich weiter" verabschiede ich mich.

Das Navi habe ich mittlerweile abgestellt. Ich nehme Kreuz und quer jede Abzweigung die mir gefällt. Interessant sind besonders die Strassen, die für LKW verboten sind.

Ich mache das eine ganze Weile, bis es Zeit wird einen Campingplatz zu suchen. Auf dem ersten kommt mir eine Horde gröhlender Jugendlicher entgegen. Da ich tief drinnen wohl doch ein Spiesser bin und darauf überhaupt keine Lust habe, beschliesse dich noch etwas weiter zu fahren. Wieder in Hessen lande ich auf dem Campingplatz Werratal Camping in Herringen. Hier ist es aber erstmal auch nicht viel ruhiger. Der Kumpel des Holländischen Besitzers hat zwei überaus nervöse Schäferhunde, die nicht auffhören zu bellen. Nach einiger Zeit geben Sie jedoch Ruhe. Nur die Stechmücken, die machen mir länger etwas Kummer.

Ein bisschen sieht es nach Regen aus. Da ich direkt an einem Zaun bin, kann ich meine Plane über dem Zelt aufspannen. Da das Gepäck in meinem Zelt an die Aussenwand drückt, habe ich da immer etwas Bedenken, ob das bein einem Regen dicht bleibt.

Heute gefahrene Kilometer: 270

Tag 7 (Freitag) – Thüringen, Hessen

Mensch, war das wieder kalt heute nacht. Blöderweise musste ich auch mal raus aufs Klo. Der ideale Camping-Schlummerdruck ist Bier nicht, Wein ist da vorteilhafter. Auch hier in Herringen kommt die Sonne nur langsam durch. Ich habe es aber nicht sonderlich eilig und warte, bis alles trocken wird.

Der Campingplatzwart ist unterwegs. Ganz vorne am Eingang ist eine Frau im Garten vor ihrem Wohnwagen am werkeln. Man sieht ihr schon an, dass sie auf einen Schwatz aus ist. Von ihr erfahre ich, was es mit dem seltsamen Berg vor dem Campingplatz auf sich hat. Da ist eine Aufschüttung vom Salzabbau. Sinnvollerweise auch Monte Kali genannt. Die Dame wohnt direkt im Ort und hat den Wohnwagen als Ferienhäuschen um die Ecke. So unglücklich sind die Dorfbewohner gar nicht um den künstlichen Berg. Er hält die Unwetter etwas ab. An seiner Farbe kann man wohl auch die Luftfeuchtigkeit ablesen.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Salzberg bei Herringen

Erst einmal kann ich mir noch Zeit lassen, also fahre ich nochmal zurück in den Thüringer Wald und gondele weiter über den Thüringer Wald bis es Zeit ist nach Giessen zu fahren. Ich schiesse noch ein paar Fotos.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Berka / Werra
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Berka / Werra
Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Tannenburg

Tannenburg am Burgensteig

Motorrad-Deutschlandtour 2015

Dann geht es weiter nach Giessen. Eni hat mich und Tom eingeladen. Die Arme hat sich ein Erkältung eingefangen und so zeigt uns ihr Sohn nach dem Abendessen Giessen. Auf dem Fahrrad, wie sich das für eine Studentenstadt gehört.

Tag 8 (Samstag) – Hessen

Heute morgen ist eine Ausfahrt mit Tom rund um Giessen angesagt. Es geht auf den Vogelsberg zum Hoherodskopf. Tom hat kein Navi und so muss ich vorfahren. Ich versuchs mal wieder mit der Option keine Autobahn und keine Landstrasse. Das klappt auf dem Hinweg ganz gut. Auf dem Rückweg macht uns aber eine schnurgerade Kreissstrasse einen Strich durch die Rechnung. Wenigstens haben wir mit dem Wetter Glück, denn eigentlich war Regen angesagt. Wir erwischen aber nur ein paar Spritzer.

Motorrad-Deutschlandtour 2015 - Hoherodskopf

Am Nachmittag wird gegrillt. Es treffen noch ein paar prima Leute zusätzlich ein, das Wetter hält und es wird eine richtig gelungene Party. Vielen lieben Dank an Eni samt Sohn. War wirklich klasse.

Tag 9 (Sonntag) – Hessen, Rheinland Pfalz, Baden

Heimfahrt. Die Woche ist schon rum. Ich nehme bis Karlsruhe die Autobahn und fahre dann über den Schwarzwald zurück. Leider erwische ich immer wieder die Schwarzwaldhochstrasse, auf der einfach zu viel los ist. Ausserdem sind hier die interessanten Passagen komplett auf 70 beschränkt. Da nach wenigen Metern schon der erste mobile Blitzer auftaucht, lohnt es sich auch, die Beschänkung peinlichst genau einzuhalten.

Fazit neun Tage Deutschland

Es lohnt sich durch Deutschland zu fahren. Man darf nicht überall ein Kurveneldorado wie im Hochschwarzwald erwarten. Woanders gibt es auch schöne Städte und Landschaften. Im Osten fällt man in manchen Gegenden mit Gepäck auf dem Motorrad noch richtig auf. Ausser meinem Fahrradmann haben noch viele andere neugierig nach meinem Nummernschild geschaut. In der sächsischen Schweiz dürfte das so sicher nicht mehr der Fall sein. Das könnte dann beim nächsten Mal ein Zielpunkt werden.

Dabei hatte ich unter anderem das Zelt Mark 32 BIV von Alexika, den Campingstuhl Helinox Chair One black/blueir?t=wwwschlageter 21&l=as2&o=3&a=B007ZGOWZQ (sehr empfehlenswert, da sehr kleines Packmass), den Esbit Taschenkocherir?t=wwwschlageter 21&l=as2&o=3&a=B000AQQTYA und den etwas grösseren schwedischen Spirituskocherir?t=wwwschlageter 21&l=as2&o=3&a=B00GO1CZKM. Das meiste hat sehr gut funktioniert. Für Motorradreisen empfehle ich aber ein grösseres Zelt. Das Mark 32 eignet sich meiner Meinung nach mehr für Trekking-Touren.

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