Motorradtour Tessin Italien – Reisebericht von 2013

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Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2023 von Lars

Motorradtour Tessin Italien – Wie aus der geplanten Motorradtour nach Frankreich dann doch eine durch das Tessin und Italien wurde und wie diese trotz zweier Pannen erfolgreich fortgeführt wurde…

Tag 1 – Samstag, 14.09.2013 – Wie aus einer Frankreichtour dann doch eine Tessintour wurde…

Tanken ist nicht immer einfach

Unser Treffpunkt ist der McDonald in Sissach. Nicht, weil wir die großen McDonald Fans sind, sondern weil der von der Autobahn einfach gut erreichbar ist. Außerdem gibt es gratis WLAN und meist anständige Toiletten. Ich muss erst mal auftanken und Luftdruck prüfen. Als ich gerade mühsam den Schlauch des Luftdruckgerätes zum Ventil fädele und mir wie immer wünsche den Erfinder dieser Geräte einen Tag lang Luftdruck von Motorrädern prüfen zu lassen, fährt ein abgehalfterter Mazda vor. Ein nicht weniger abgehalfterter Mann steigt aus und fängt an mit dem Tankautomat zu schimpfen. OK, der Automat redet tatsächlich, er gibt genaue Anweisungen, was beim Tanken zu tun ist. Also eigentlich idiotensicher. Aber auf das Gebrabbel von Herrn Flodder ist er nicht programmiert. Jetzt ruft dieser mir zu „He, was muss ich da drücken! Hure amerikanische Schissdreck isch das!“

Ich würde ihm ja helfen, habe aber gerade erfolgreich das Luftdruckgerät mit meinem Ventil verbunden. Ein anderer Motorradfahrer springt schon herbei und erklärt dem armen Mann alles. Warum er ihn in seinem Gezeter auch noch bestätigt, bleibt mir allerdings ein Rätsel. Da haben sich
offensichtlich zwei gefunden, die direkt aus einer der billig produzierten Dokusoaps im deutschen Privatfernsehen entsprungen sein könnten. Wenigstens kann ich in Ruhe weiter meinen Luftdruck kontrollieren. Der Typ fährt übrigens trotz der Erklärungen unverrichteter bzw. unvertankter Dinge weiter.

McDonalds: Als Treffpunkt taugt es

Ich gehe in den McDonalds. Von Rainer und Thomas noch keine Spur und so vertreibe ich mir die Zeit mit Gratis WLAN und Tablet bis zu deren Ankunft. Die beiden haben schon den ersten Regen gehabt. Nicht mal weit weg. Wegen der Wetteraussichten sind auch sie der Meinung, dass die ursprünglich geplante Frankreich Tour wohl doch keine so gute Idee ist. Alternative: Tessin.

Ein Regenkombi muss her

Rainer braucht außerdem einen neuen Regenkombi. Nach kurzer Recherche beschließen wir in Sursee bei Yamaha Hostettler einen Zwischenstop einzulegen und sitzen auf unsere Motorräder.

Der Laden ist ein ziemlicher Edelschuppen und ich überlege schon, dass es hier bestimmt alles nur zu Apothekerpreise gibt. 99 Franken für einen Markenregenkombi ist aber vollkommen OK. Wir fahren weiter bis Amsteg auf der Autobahn. Von dort nehmen wir die parallel verlaufene Landstraße unter die Räder,  die sich in angenehmen Kurven den Berg hoch schwingt. Es ist inzwischen richtig warm geworden und wir beschließen den Susten-Pass (2224 m) zu nehmen. Das geht auch bis zum ersten Photo-Stop gut.

Kleine Panne schnell behoben

Dann kommt kein Rainer mehr. Seine FJR geht aus, sobald er sie vom Seitenständer nimmt. Wackelkontakt. Wir vermuten erst den Seitenständerschalter, der kann es dann aber doch nicht sein. Yamaha-Händler in der Nähe? Naja, auf der anderen Seite des Passes. Ich versuche es per Telefon. Der erste ist nur ein Töffli-Händler, der zweite dauernd besetzt. Schließlich rufe ich einer Eingebung folgend meinen Händler Brutschi Motos in Eiken an und frage nach einer Ferndiagnose. Die
Batterieklemme könnte es sein und tatsächlich, die war es! Tausend Dank an dieser Stelle an Brutschi Motos für die Rettung der Tour. Übrigens der Brutschi Motos, dem ein BMW-Händler den defekten Kardan meiner BMW in die Schuhe schieben wollte. Nicht dass Yamaha auch schon länger Motorräder mit Kardan baut, wie z.B. die FJR 1300?

Über die schweizer Pässe

Gut gelaunt treiben wir unsere Motorräder weiter durch die Berglandschaft. Wir haben aber Zeit verloren und beschließen umzudrehen und stattdessen Furka (2272 m) und Nufenen (2478 m) zu nehmen. Klappt alles super. In Airolo halten wir kurz an, bevor wir auf die Autobahn fahren.

Peng, nächste Panne!

Beim Anfahren tut es einen lauten Schlag bei meiner BMW und ich sehe einen Feuerstoss aus dem Zylinder kommen. Die Abdeckung des Zündkerzensteckers fliegt davon. Motor aus. Na toll. Ich sehe, dass es die an einer Gummimanschette befestigte Einspritzanlage nach hinten gedrückt hat. Ich schiebe das Motorrad auf den Seitenstreifen und sammele die Abdeckung ein. Rainer und Thomas schieben inzwischen ihre Motorräder wieder rückwärts die Autobahnausfahrt wieder hoch.

Jetzt hält ein Auto und eine Frau beugt sich aus dem Beifahrerfester. Super, denke ich, Hilfe. „Wo geht es denn hier nach….?“ Das gibt es doch gar nicht! Ich rufe ihr zu, sie solle doch woanders fragen, wir hätten hier ganz andere Probleme, als ihr den Weg zu erklären. Rainer und Thomas, die es inzwischen zu mir geschafft haben, ist das wohl peinlich und sie schieben entschuldigend hinterher „Wir sind auch nicht von hier!“.

Auch die ist schnell repariert

Die beiden schauen sich das Malheur mit mir zusammen an. Auf den zweiten Blick sieht das ganze nicht mehr so dramatisch aus. Die Anlage ist mit Schraubklemmen an der Gummikuh befestigt, das sollte wieder hinzubekommen sein. Thomas hat das mit seinem technischen Geschick schon repariert, während ich noch den Griff für den Schraubenzieher suche. Die GS läuft und hört sich rund an. Glück gehabt.

Weiter geht es auf unseren Motorräder via Autobahn nach Bellinzona und von dort den Lago Maggiore südwärts an der  Westseite lang. Irgendwie waren wir der Meinung wir sollten unbedingt noch nach Italien kommen. So ist es schon recht dunkel, bis wir beim ersten Hotel nachfragen. Alles besetzt. So auch beim zweiten, dritten… Inzwischen ist es schon richtig dunkel. Abwechselnd geht einer von uns rein und fragt nach. Die Laune sinkt…

Endlich haben wir Glück. Ein Doppelzimmer und ein Appartment wird uns vom Hotel Ghiffa vermietet. Man spricht hier Deutsch, selbst die Homepage gibt es als DE-Variante: http://www.hotelghiffa.de. Das Restaurant hat schon geschlossen, in der benachbarten Pizzeria bekommen wir zum Glück noch was.

Tag 2 – Sonntag, 15.09.2013- Ein richtiger Sch… äh Regentag, Lago Maggiore

Wie war das Leben doch früher noch unbeschwert ohne Handy und Smartphone! So haben wir es schon erwartet, es regnet. Abwechselnd versuchen wir uns einzureden, dass es an einer Ecke schon aufklart, aber irgendwie wird das nichts. Wir fahren weiter südwärts und setzen in Verbania nach Laveno über. Von dort geht es ein See weiter über Como Richtung Erba.

Wir machen Halt in einem Einkaufszentrum. Es regnet sich ein, also verschwinden wir im Restaurant. Es regnet und regnet. Schließlich schließt das Restaurant und wir machen uns notgedrungen auf. Es hat so hohe Pfützen, dass wir uns beim ersten durchfahren fragen, ob das gut geht. Klappt aber.

Regen und kein Ende!

Meine Handschuhe sind schon lange nass, in einem Stiefel bildet sich auch schon eine Pfütze. Wir halten an einem Motel, dort ist angeblich alles besetzt, obwohl nur ein Auto auf einem Parkplatz steht. Aha, nasse Motorradfahrer sind also immer noch nicht überall willkommen. Wir versuchen es weiter mit dem Smartphone-Navi von Rainer, dass uns aber in einen Ort ohne Hotels (zumindest nicht mit auffindbaren) führt. Aus der Pfütze im Stiefel ist ein See geworden und ich plädiere energisch dafür uns von meinem Garmin zum nächsten Hotel leiten zu lassen. Bisher hat das immer gut geklappt, aber als wir die kleine Strasse zum Hotel Leonardo da Vinci in Erba abbiegen habe ich zunächst erhebliche Zweifel. Aber da ist es. Gross, viele Zimmer und sogar mit einem freien Dreibettzimmer und Garage für die Motorräder. Nicht nur ich bin froh aus den nassen Sachen zu können. Der Föhn in unserem Zimmer dürfte heute Abend der meist benutzte im ganzen Hotel sein. Essen gibt es im Haus. Weil Gesellschaft im Restaurant ist, dürfen wir sogar auf den separaten Balkon.

Tag 3 – Montag, 16.09.2013 – Gelber Ball am Himmel – Comer See

Kaum zu glauben. Sonne am Himmel. Natürlich auch ein paar Wolken, aber keinen Regen. Mit viel Zeitung und föhnen sind Stiefel und Handschuhe einigermaßen trocken und die Laune wieder gut. Sehr beeindruckend ist die Taleggio Schlucht auf der SP25 vor San Giovanni Bianco. Dort essen wir zu Mittag und tanken auf. Die Brücke spiegelt sich dort herrlich im Fluss Brembo. Jetzt fahren wir fahren den Passo San Marco (1985 m) an. Aber hier kommt die Regenfront auf uns zu. Wir beschließen umzukehren und uns über kleinere Strassen Richtung Comer See, Ostküste vorzuwagen. Auf einem kleinen Pass holt uns nun aber doch der Regen ein. Einer Eingebung folgend biegt Rainer nach Introbio ab und wir übernachten in Albergo Ristorante Sala.

Auch wenn der Text für diesen Tag sehr kurz ist, insgesamt ein überwiegend schöner Tag mit vielen Kurven und kleinen Strecken.

Tag 4 – Dienstag, 17.09.2013 – Noch mehr gelber Ball am Himmel – Splügen, Albula, Bergün

Der Wetterbericht hat recht und es ist tolles Wetter. Nach einem Abstecher über kleine Strassen und dem Monte Chiaro nehmen wir uns den Splügen (2115 m) vor. Am Anfang der Auffahrt eine Meisterleistung eines bestimmt nicht Motorrad-fahrenden Ingenieurs: Genau in der Motorradlinie wird ein Kabel verlegt und ein ca. 10 cm breiter Streifen, der teils notdürftig geteert, aber oft auch nur notdürftig mit Erde zugeschmiert ist, ist immer wieder zu queren. Oben herrscht schon eine recht winterliche Stimmung, wenn auch noch ohne Schnee. Das Klima erinnert mich an die  Nordküste Schottlands. Die Luft ist kalt, aber auch klar und frisch. Das Gras schon mehr braun als grün. Ich mag
die Stimmung.

Über die zahlreichen Kehren geht es wieder zurück in die Schweiz. Wir fahren ein Stück Autobahn bis nach Thusis Süd. Wer Zeit hat, sollte hier aber die Parallelstrecke nehmen und die Via Mala genauer unter die Lupe nehmen. Wir kannten die Strecke schon von einer der früheren Touren.

Das Zimmer im Hotel Piz Ela hatten wir schon vom Splügen aus telefonisch reserviert. Wir sind früh
dran. Also fahren wir noch den Albula rauf und warten auf den Bernina-Express. Es ist zwar kalt und es liegt bereits Schnee, aber Rainer macht noch eine Runde über den Julier. Thomas begnügt sich mit der Passhöhe des Albula (2312 m). Ich fahre noch kurz ins Engadin nach La Punt und dann wieder zurück. Wir essen im zum Hotel gehörenden Restaurant. Es ist wenig los, die Sommersaison ist vorbei und die Winter noch nicht gestartet.

Tag 5 – Dienstag, 18.09.2013 – Regen und Sturm, Heimfahrt

Wir waren vorgewarnt und starten im Regen heimwärts. Daher nichts mit Kurven. Ab auf die Autobahn Richtung Heimat. Bei Sargans trennen sich unsere Wege. Thomas und Rainer biegen Richtung Bodensee ab, ich selber Richtung Zürich. Ab Zürich ist es immerhin trocken, aber die Böen sind heftig, ich werde immer wieder fast eine ganze Fahrspur versetzt. Da ich so früh zu Hause bin, reicht es sogar noch für eine kurze Wäsche des Motorrads.


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