Mit dem Camper in Alaska / Reisebericht Teil 2

Zuletzt aktualisiert am 26. Dezember 2023 von Lars

kanada-alaska

Alaska Reise: Kurzer Besuch in Anchorage. Wanderung in die einsame Wildnis Alaskas. Blaue Gletscher, ein „Friedhof“ für Boote. Springende Lachse am Russian River Trail. Otter. Diebischer Meisenhäher. Weisskopfseeadler. Ein deutsches Wohnmobil in Amerika. Doch noch Bären. Auf dem Landweg nach Kanada einreisen. Das alles im Teil 2 des Reiseberichtes.

Hier geht es zu Teil 1 des Reiseberichtes zu Kanada / Alaska / Yukon.

Vorbei an Anchorage

Tag 11 – Di, 08.09.15

Ich starte gemütlich nach dem Frühstück Richtung Anchorage. Anchorage hat ungefähr 380000 Einwohner und hier leben die Hälfte aller Alaskaner. Heisst das so richtig? Ich hoffe ja.

So richtig Lust habe ich nicht auf Grossstadt und fülle daher bereit einige Kilometer vorher in Eagle River meine Vorräte auf. Direkt vor Anchorage thront ein riesiger Bass Pro Shop regelrecht in einem Einkaufsgebiet. Bass Pro ist eine Kette, die alles für Jäger, Fischer, Outdoor-Freaks, etc. verkauft. Ich bin neugierig und biege ab. Tatsächlich gibt es dort viele tolle Sachen. Das meiste ist für unsere Verhältnisse günstig zu haben. Ich nehme einen Kaputzenpulli und eine gefütterte Regenjacke mit.

Bass Pro Shop – Supermarkt für Jäger?

Der ganze Jägerkram wirkt auf mich aber schon etwas seltsam. Wenn einer womöglich tagelang mit der Knarre durch den Wald stapft und dann durch einen Schuss sein Wild erlegt, so kann ich das noch akzeptieren und nachvollziehen. Hier in Alaska gibt es wohl noch viele Familien, die darauf angewiesen sind, vor dem Winter einen Elch zu schießen. Nicht nachvollziehen kann ich, dass Schnappfallen in allen Größen herumliegen, wie bei uns im Baumarkt die Schrauben. Wild stunden- oder gar tagelang schwer verletzt mit gebrochenem Fußknöchel leiden zu lassen, scheint mir nicht korrekt.

Kurz hinter Anchorage verweist ein Schild auf ein Erholungsgebiet. Ich biege ab und mach mich auf eine kurze Tour. Ein kleiner Rundweg führt um einen See herum.

Kurz hinter Anchorage
Kurz hinter Anchorage – Kanada / Alaska Rundreise

Kenai Peninsula

Anschliessend fahre ich weiter auf die Kenai Peninsula.

Was bedeutet Peninsula?

Peninsula bedeutet „Halbinsel“. Es setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern „paene“, was mit „fast, beinahe“ übersetzt werden kann und „insula“, was Insel bedeutet.

Im Norden der Halbinsel liegt der Gebirgszug Chugach Mountains, im Westen die Bucht Cook Inlet, die die Halbinsel vom Festland trennt und im Osten sind die Kenai Mountains. Sehr viele Gletscher sind hier noch zu sehen. Eigentlich wollte ich erst Richtung Homer und morgen zu den Russian Lakes wandern, doch das Wetter ist schlecht und soll es auch bleiben. Ich entscheide mich daher, erst einmal Richtung Seward abzubiegen.

Richtung Kenai Peninsula - vor Porage
Kurz hinter Anchorage – Reisebericht Kanada / Alaska

Richtung Seward

Die Strasse führt durch eine herrliche Landschaft, nur das schlechte Wetter sorgt dafür, dass sich meine Foto-Stopps in Grenzen halten.

Irgendwo in der Nähe des Moose Pass übernachte ich auf dem Ptargmagin Creek Campground, einem staatlichen Campingplatz. Wie üblich mit Plumpsklo als einzige Infrastruktur. Eine Überraschung bietet sich mir hier aber dann dort mit dem Salmon View: Tatsächlich schwimmen in dem Bach jede Menge Lachse den Fluss hinauf. Allerdings ohne zu springen. Es ist schon spät und zu dunkel, um zu fotografieren. Irgendwie bin ich aber auch froh, dass Bärenspray mit auf den Klogang genommen zu haben, schliesslich ist Lachs eine Leibspeise der Bären. Mal sehen, bzw. hören, ob heute nacht einer anklopft 🙂

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Lachse beobachten und Wanderung in die einsame Wildnis Alaskas

Tag 12 – Mi, 09.09.15

Heute Nacht hat kein Bär angeklopft. Nach dem Frühstück sehe ich nach den Lachsen. Das hier ist die Sorte, die bis auf den Kopf rot ist. In Schottland hatte ich eine andere Sorte schon mal springen sehen. Die hier lassen es langsamer angehen. Zentimeter für Zentimeter schieben sie sich vorwärts. Manchmal gibt es auch eine Streiterei. Dann landen beide Kontrahenten hinter ihrer ursprünglichen Position. Obwohl ich länger beobachte, springt keiner. Anscheinend warten Sie aber nur, bis ich weg bin, denn einige schwimmen auch flussaufwärts und die müssen da ja irgendwie dort hin gekommen sein.

Lachse im Ptargmagin Creek
Lachse im Ptargmagin Creek – Wohnmobilreise Kanada / Alaska

Wanderung zum Ptarmigan Lake

Vom Campingplatz aus geht ein Weg zum Ptarmigan Lake. Da es nicht regnet, beschließe ich spontan, zum See zu  zu wandern. Am Anfang des Weges ist ein kleiner Stand mit einem Buch, in dem man sich eintragen kann. Mit Anzahl der Personen und ungefährem Ziel. Das wird auch genutzt. Ich trage mich ebenfalls ein. Zusammen mit dem Bärenspray gibt mir das ein sicheres Gefühl obwohl ich der einzige weite und breit bin.

Der Weg beginnt entlang des Flusses. Weiter oben werden die Lachse immer weniger. Allzu weit sind sie wohl noch nicht gekommen.

Ptargmagin Creek Trail
Ptargmagin Creek Trail – Wohnmobil Reisebericht Alaska / Kanada

Die Sonne schafft es nicht, durchzukommen. Der Weg zweigt schliesslich vom Fluss ab und führt an einem Berghang entlang und wird zunehmend immer schlechter. Von hüfthoch wird das Gras rechts und links des Pfades irgendwann fast mannshoch und ich bin auch ohne Regen ziemlich nass.

Picknick in der einsamen Wildnis Alaskas

Ich überlege umzudrehen, kämpfe mich jedoch weiter. Und werde belohnt: Der Ptarmigan Lake ist ein herrlicher Bergsee. Auf einem der Berge ist ein kleiner Gletscher zu sehen. Ich erkunde erstmal das Ufer und mache eine längere Rast.

Ptargmagin Lake
Ptargmagin Lake – Reisebericht Kanada / Alaska

Ganz allein bin ich hier oben und geniesse die Ruhe und Abgeschiedenheit bei meinem ausgiebigen Picknick.

Schliesslich ist es Zeit umzukehren. Aus gelegentlichem Niesel wird zwischendurch leichter Regen. Eigentlich habe ich die richtigen Klamotten dabei, also trübt es die Laune nicht sonderlich. Nur den Fotoapparat habe ich inzwischen regensicher weggepackt. Am Berghang entlang frage ich mich doch mal kurz, was ich mache, wenn mir ein Bär den Weg versperrt. Ausweichen könnte ich an manchen Stellen nicht. In Italien hatte ich mal mit einem Stier so eine Situation. Ich habe aber einen zweiten Satz Klamotten, eine Stirnlampe und einen als Plane verwendbaren Regenponcho dabei und könnte also sogar ein Notbiwak aufschlagen. Aber es kommt kein Bär. Die ganzen Warnschilder kommen mir zunehmend etwas übertrieben vor.

Bestseller Nr. 1

Als ich zurück bin, ist es schon halb fünf. Viele Klamotten sind dreckig, also wäre als nächstes ein Campingplatz mit Waschmaschine und Trockner angebracht. Ich mache mich auf den Weg Richtung Seeward. Der erste Platz, den ich anlaufe, sieht recht merkwürdig aus. Verlassen und viel altes Gerümpel. Also fahre ich weiter. Dort hat es zwar Plätze, aber alle städtisch beziehungsweise staatlich. Auch mein Abwassertank ist voll, ich sollte also nicht nur wegen der Wäsche einen privaten haben. Zum ersten Mal brauche ich meinen Campingplatzführer und werde nördlich von Seward am Stoney Creek fündig.

Dort hat es nur eine Handvoll Besucher und ich kann problemlos meine Wäsche machen. Laut Schildern treiben sich auch hier Bären rum, aber auch hier lässt sich keiner blicken.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Exit Gletscher und „Haus am Meer“

Tag 13 – Do, 10.09.15

Exit Gletscher
Exit Gletscher – Bis hierhin ging er noch 1926 – Kanada / Alaska Reisebericht

Als ich aufstehe, hat der Regen aufgehört. Sogar die Sonne kommt mal wieder kurz durch. Jetzt heisst es Abwassertank leeren und frisches Wasser nachfüllen. Ich will heute Abend gerne auf den Campingplatz in Seward am Meer. Doch als erstes kommt der Exit-Gletscher an die Reihe. Auf dem Weg dorthin fängt es leider an, richtig zu schütten. Als ich auf dem Parkplatz bin, lässt es zwar wieder etwas nach, aber so richtig toll ist das nicht. Ich beschliesse die Spiegelreflex gleich da zu lassen und nur mit der kleinen Kamera loszuziehen.

Der 1.6 Meilen lange Weg vom Parkplatz zum Rand des Gletschers ist schön angelegt. Es gäbe auch noch einen 8 Meilen Rundweg, den ich mir wegen des Wetters aber nicht gebe. Ich bin zwar gut eingepackt, aber der Regen senkt den Spassfaktor dann doch etwas. Bei etwas besserem Wetter ist das sicher ein Spitzen-Ausflug und dann lohnt auch die grosse Runde.

Erschreckend sind die Schilder mit den Jahreszahlen. Sie zeigen sehr eindrucksvoll den schnellen Rückgang des Gletschers an.

Exit Gletscher
Exit Gletscher in Alaska

Relativ früh mache ich mich auf zum Campingplatz. Dort wird er endlich wahr, der Traum vom kleinen Häuschen am Meer. Auch wenn erstmal nur für einen Tag. Bei Tee und Keksen beobachte ich den Regen draussen und lese. Da stört auch das Gewitter nicht, was durchzieht.

Seward - Camping am Meer
„Haus am Meer“ – Seward – Wohmobil-Reisbericht Kanada / Alaska
Beobachtungen in Seward
Otter in Seward – Wohnmobil Reisebericht

Gegen Abend kommt auch noch ein Otter in munterem Rückenkraul vor meinem Fenster vorbei geschwommen. Zwar ist es schon zu dunkel für richtig gute Fotos, aber ich kann ihn durch das Tele noch ganz gut beobachten. Kurz danach lässt sich auch noch eine Robbe kurz blicken.

Beobachtungen in Seward
Robbe in Seward – Wohnmobil Reisebericht

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Auf nach Homer

Tag 14 – Fr, 11.09.15

Der Regen hat nachgelassen, aber es nieselt immer noch. Ich packe zusammen. Vor der Abfahrt gehe ich noch runter ans Meer und beobachte die Fischer, die hier leichtes Spiel haben. Hier wimmelt es nur so von Lachsen. Und zwar von den ganz grossen.

Lachsfischer in Seward
Lachsfischer in Seward – Alaska Rundreise

Weiter draußen treibt ein Otter bewegungslos auf dem Meer. Ist es der gleiche wie gestern Abend?

Otter in Seward
Otter in Seward – Wohnmobil-Reise Alaska

Ich überlege schon, ob der womöglich tot ist, dann wackelt er mit einem Fuss und schaut schliesslich kurz nach dem Rechten, um dann weiter zu schlafen.

Otter in Seward
Otter in Seward – Reisebericht Alaska

Raben fressen sich den Bauch mit Vogelbeeren voll. Es ist hier eine recht kleine Sorte, unterwegs habe ich welche gesehen, die fast doppelt so gross waren.

Ein Schild mit der Tsnuami-Evakuierungs-Route erinnert mich daran, dass ich mich hier durchaus in einem potentiellen Erdbebengebiet befinde. Am Karfreitag 1964 wurde Anchorage durch ein Erbeben fast zerstört und viele Menschen starben aufgrund der durch das Beben verursachten Tsnunamis.

Jetzt geht es auf nach Homer, also auf die andere Seite der Halbinsel. Unterwegs schüttet es erst wieder richtig und dann kommt tatsächlich die Sonne heraus.

Richtung Homer
Mit dem Wohnmobil unterwegs Richtung Homer
Homer
Homer – Wohnmobil Reisebericht

Kurz vor fünf komme ich auf dem langgezogenen Landteil an, auf dem die Touristen-Buden von Homer liegen. Es ist zwar wieder etwas bewölkt, aber die Licht-Stimmung ist toll. Am Strand mache ich noch viele Fotos.

Homer
Homer – Reisebericht Alaska

Der Besitzer des Campingplatz ist gar nicht mehr regelmässig da, sondern sammelt nur noch abends eine vergünstigte – Gebühr ein. Die Toiletten sind auch schon zu. Das ist etwas blöde, denn nun muss ich schon zum zweiten Mal mit meinem Bad an Board vorlieb nehmen. Das geht zwar, ist aber doch ziemlich eng.

Endlich kann ich beim Abendessen mal wieder draussen bei einem schönen Sonnenuntergang geniessen.

Homer
Abendstimmung in Homer – Alaska Reise

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Sturm in Homer, Weltenbummler treffen

Tag 15 – Sa, 12.09.15

Was für ein Depp rüttelt da am Wohnmobil? Früh wache ich auf. Aber niemand ist da. Es stürmt einfach so heftig, dass mein Camper bei jeder Windböe hin- und her schwankt. So richtig schlafen kann ich da nicht mehr und döse noch ein bisschen vor mich hin.

Beim Frühstück beobachte ich die Möwen, die sich auf einer Sandbank tief geduckt etwas Schutz vor dem Wind suchen. In der Mitte sitzt eine grosse, schwarze Möwe. Moment, schwarze Möwe? Ich schraube erst einmal das Tele auf die Nikon und tatsächlich, da sitzt ein Weisskopfadler zwischendrin. Also Frühstück unterbrechen, raus in den Sturm und näher ran.

Weisskopfadler in Homer
Weisskopfadler in Homer – Reisebericht Alaska

Gestern hatte ich mich doch noch für eine der sündhaft teuren Bärentouren mit dem Flugzeug entschlossen. Ich sollte heute noch mal ins Büro kommen, da die Dame in der Vermittlung niemand mehr erreichen konnte. Nun heisst es aber, die Tour findet frühstens übermorgen statt. Die meisten Piloten haben die Saison schon beendet. Ich habe aber auch keine Lust hier so lange zu bleiben und dann eine Riesenstrecke nach Whitehorse zurück fahren zu müssen.

Ich versuche es noch bei zwei weiteren Veranstaltern im Ort, die immer noch mit grossen Plakaten werben. Einer hat schon zu und der andere ein Schild mit „Bin ab 13:00 Uhr wieder da“ dran. Ich treffe dort ein schweizer Paar, das das gleiche vor hat. Naja, zu dritt wäre es günstiger, wir verabreden grob, dass wir uns nachmittags nochmal dort treffen.

Lost Places in Alaska

Schrottplatz der besonderen Art - Homer/Alaska
„Lost Place“ in Homer / Alaska

Ich nehme mir den Schrottplatz in Homer fotografisch vor. Auf dem liegen hauptsächlich alte Boote. Die Stimmung hier geht so Richtung „Lost Places“.

Schrottplatz der besonderen Art - Homer/Alaska
„Friefhof für Boote“ – Reisebericht Alaska
Schrottplatz der besonderen Art - Homer/Alaska
Schrottplatz der besonderen Art in Homer – Reisebericht Alaska

Zunächst halten mich aber nochmal zwei Weisskopfadler ab, die über meine Köpfe kreisen.

Weisskopfadler in Homer
Weisskopfadler in Homer – Wohnmobil Reisebericht

Richtung Eastland finde ich noch einen kleinen Trail mit knapp fünf Kilometern, der wieder durch eine herrlich farbenfrohe Herbstlandschaft führt.

Trail bei Eastland / Homer
Trail bei Eastland / Homer

Auf dem Rückweg zum Auto sehe ich ein junges Pärchen so um die zwanzig. Sie Typ zart und hübsch. Er Typ Student. Beide haben Jagdflinten über der Schulter und winken mir fröhlich zu. Irgendwie ein seltsamer Anblick für mich, aber ich denke mir „Andere Länder, andere Sitten“ und bemühe mich ebenso fröhlich zurück zu winken. Bei uns würden Sie wahrscheinlich nebeneinander her laufen und mit dem Smartphone herumdaddeln.

Es ist nach 13:00 Uhr und der Veranstalter hat das Büro noch immer nicht besetzt. Also ab in den Norden. Ich habe schon einen Campingplatz im Auge, der mir bei der Hinfahrt gut gefallen hat. Am Horizont taucht immer wieder ein schneebedeckter Berg auf. Erst denke ich, es könnte der Mount Mc. Kinley sein. Ist aber zu weit, oder?

Welcher Berg ist das denn?
Bergkulisse nördlich von Homer – Reisebericht Alaska

Wie sich schließlich einige Meilen weiter nördlich herausstellt, ist es einer der Berge des Cook Inlet. Das ist das Landstück, welches gegenüber der Kenai Peninsula liegt. Benannt nach keinem geringeren als James Cook, der 1778 als erster Europäer in die Bucht segelte. Das Gebiet ist nur mit dem Flugzeug zu erreichen.

Ninilchik (Alaska)

Mein Traumplatz auf meinem Campingplatz in Ninilchik ist noch frei. Herrliche Sicht auf die Berge und direkt über dem Strand. Erst einmal gehe ich runter ans Wasser und schaue den Wellen zu, die trotz des inzwischen nachlassenden Sturms immer noch recht hoch sind.

Ninilchik
Strand bei Ninilchik – Alaska

Auch einige Möwen segeln elegant im Wind.

Ninilchik
Möwe bei Ninilchik – Alaska

Als ich zurückkomme habe ich Nachbarn. Noch ein Wohnmobil. Und das auch noch mit Münchner Kennzeichen? Angelika und Roland sind bereits seit Jahren auf dem Kontinent unterwegs. Immer ein halbes Jahr on the Road und dazwischen ein halbes Jahr „Pause“ zuhause in Deutschland. Sie haben interessante und tolle Erlebnisse auf Lager, die sie bei einer Flasche Wein erzählen. Beide malen. Viele Motive haben sie auf ihren Reisen unterwegs per Kamera festgehalten. Ihre Homepages sind www.angelika-fi.de und www.aquarelle-jv.de. Begleitet werden die tollen Geschichten von einem wunderbaren Sonnenuntergang über dem Cook Inlet.

Sonnenuntergang in Ninilchik
Sonnenuntergang in Ninilchik – Alaska Reisebericht

Nicht nur der Wein, sondern auch das Gas ist leer. Insgesamt hält eine Flasche eine knappe Woche und es ist viel angenehmer, wenn man das vor dem Zubettgehen merkt und nicht mitten in der Nacht im ausgekühlten Wohnmobil verfroren aufwacht. 

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Russian River Trail und springende Lachse

Tag 16 – So, 13.09.15

Die Sonne scheint schon wieder, als ich aufwache. Aber die Berge auf der anderen Seite sind im Dunst nur noch schwer zu sehen. Hier auf dem Platz sind die Toiletten abgeschlossen. Nachdem die öffentliche Toilette in Homer wirklich zum Abgewöhnen war, benutze ich die Boardtoilette nun auch für das „grosse Geschäft“. Bei einer Person geht das recht gut und das Handling mit dem Ablassen ist viel einfacher, wie ich mir das vorgestellt habe. Durch die Chemikalien, die man dazu gibt, wird alles verflüssigt. Auch kann ich mich inzwischen entsprechend verrenken und ganz gut an Board duschen. Ist schon ein bisschen eng und richtig Wasserdruck ist ohne externen Anschluss nicht da, aber man bekommt heisses Wasser und auch die Seife wieder runter.

Ich gehe nach dem Frühstück nochmal runter an den Strand und schaue den Möwen zu. Eigentlich heisst es ja nur die Schwalben fliegen tief bei schlechtem Wetter, aber heute morgen gilt das auch für die Meeresvögel.

Ninilchik
Strand von Ninilchik – Alaska

Wahrscheinlich kippt das Wetter wirklich bald wieder. Heftig ist hier der Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Mir wird klar, dass ich bisher überwiegend an der Ostsee und am Mittelmeer war und eigentlich zum ersten mal so richtig die Gezeiten sehe.

Ich verabschiede mich noch von Angelika und Roland und schaue mir die kleine orthodoxe Kirche in Ninilchik an.

Orthodoxe Kirche Ninilchik
Orthodoxe Kirche Ninilchik / Alaska

Dann geht es schon wieder weiter nach Norden. Die leere Propanflasche lasse ich füllen. Könnte sonst eng werden bis Whitehorse. Ein Gast der Tankstelle, der die Besitzerin ziemlich gut kennt, reisst lustige Sprüche. Ich solle doch aufpassen, denn die Frau wisse nicht wirklich, was sie hier tut… Aber alles geht gut und wir lösen uns nicht alle in einer riesigen Gasexplosion auf.

Öl schaue ich nach. Der Ölstab ist eigentlich ein langes Drahtseil, der bei der 6.7 Liter Maschine schier nicht enden will. Ich hab mich da recht zu strecken. Ich frage mich, wie eine ein Meter sechzig Frau da nach dem Rechten sehen soll.

Kurz vor Kenai fahre ich nochmal an den Strand. Neben mir steht ein Auto mit einer Frau und ihrem kleinen Jack Russel. Der kommt schon freudig zu meiner Tür angestürmt. Ich denke bestimmt nur zum „Hallo“ sagen und öffne die Fahrertür. Schwups habe ich ihn auf dem Schoss. Sanft bugsiere ich ihn wieder aus dem Auto. Ich unterhalte mich mit seinem Frauchen eine ganze Weile, während er über den Strand saust und vergeblich versucht Möwen zu jagen. Sie erklärt mir auch die Berge auf der gegenüberliegenden Seite. Es gibt eine Eselsbrücke: IRS, das steht eigentlich für Internal Revenue Service, der amerikanischen Steuerbehörde. Von links nach rechts heissen die Berge: Illiama, Redoubt und Spurr.

Bestseller Nr. 1

Der Ort Kenai ist einfach nur ein langgezogener Ort, mit zumindest für mich nicht erkennbaren besonderen Merkmalen.

Ich fahre weiter zu den Russian Rivers. Zwischendurch nehme ich noch einen Abstecher über eine alte, ungeteerte Strasse, auf der ich kaum einem Auto begegne.

Als ich an den Russians Rivers ankomme, habe ich Probleme auf dem Areal durchzublicken. Ein Teil ist bereits gesperrt, ein Teil nicht für Camping, ein Teil für Camping. Ich will ja unbedingt noch zu den Russian River Falls wandern. Es ist schon etwas später, aber das Wetter scheint schlechter zu werden, also mache ich mich heute Abend noch auf. Der Weg ist gut und ich komme schnell voran.

Russian River Trail
Russian River Trail – Ferien in Alaska

Leider gibt es an den Wasserfällen keine Bären, aber immerhin springende Lachse. Es ist schon recht dunkel und mit meinem billigen Teleobjektiv kann ich nicht mehr allzu viel ausrichten.

Lachse an den Russian River Falls
Lachse an den Russian River Falls – Alaska Reisebericht

Auf dem Rückweg fängt es leicht zu tröpfeln an. Als ich am Wohnmobil ankomme, wird es immer mehr. Glück gehabt. Der Weg war ungefähr sieben Kilometer lang.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Portage Gletscher und doch noch Bären

Tag 17 – Mo, 14.09.15

Es nieselt immer noch, also verwerfe ich meinen Pan, noch einmal zu den Russian River Falls zu wandern in der Hoffnung, dieses Mal einen Bären beim Lachsfang zu sehen.

Das nächste Ziel heißt jetzt Portage Gletscher. Er liegt direkt am gleichnamigen See in den Chugach Mountains. Über den See erreicht man den Gletscher auch am Besten. Mehrmals am Tag fährt das Ausflugsboot Ptarmigan direkt dorthin.

Portage-Gletcher - Reisebericht Kanada / Alaska
Portage-Gletcher – Reisebericht Kanada / Alaska

Die Fahrt ist lohnenswert, wir kommen mit dem Boot ganz nahe an den Gletscher. Der fehlende Sonnenschein verstärkt die blaue Farbe noch, wird erklärt. Auch sonst wird viel Hintergrundinformation gegeben. Manches verstehe ich allerdings nicht. Auf dem Gebiet fehlen mir leider einige Vokabeln.

Portage-Gletcher
Portage-Gletcher – Reisebericht Kanada / Alaska
Portage-Gletcher - Reisebericht Kanada / Alaska
Portage-Gletcher – Reisebericht Kanada / Alaska

Anschließend biege ich direkt ins Alaska Wildlife Conservation Center (AWCC) ab. Dort finden sich diverse Wildtiere, die in Alaska zu Hause sind, auf einem abgesperrten Areal.

Irgendwie widersinnig, die ganzen Tiere nun wie im Zoo anzuschauen, aber sorry, ich will einfach noch ein paar schöne Tierbilder.

Die Bereiche selbst sind überwiegend gross. Die Bären haben viel Auslauf und können sich auch zurückziehen. Als ich dort bin, ist gerade Fütterung und ich habe die Gelegenheit für ein paar tolle Bilder.

Alaska Wildlife Conservation Center - Roadtrip Kanada / Alaska
Alaska Wildlife Conservation Center – Roadtrip Kanada / Alaska
Besuch im Alaska Wildlife Conservation Center - Reisebericht Alaska
Besuch im Alaska Wildlife Conservation Center – Reisebericht Alaska

Der Weisskopfadlers Adonis hat einen sehr kleinen Käfig. Allerdings wurde Adonis angeschossen gefunden und ein Flügel musste ihm komplett amputiert werden. Besuch bekommt er ab und zu von ein paar frechen Elstern. Irgendwie tut er mir leid, wie er da so alleine sitzt und den Leuten zuschaut.

Alaska Wildlife Conservation Center - Reisebericht Kanada / Alaska
Alaska Wildlife Conservation Center – Reisebericht Kanada / Alaska
Alaska Wildlife Conservation Center - Mit dem Wohnmobil in Alaska
Alaska Wildlife Conservation Center – Mit dem Wohnmobil in Alaska

Es ist spät geworden und weit und breit kein Campingplatz in Sicht. Ich bin auch ziemlich fertig, da ich auf dem ganzen Areal zu Fuß unterwegs war. Der typische Amerikaner hat das mit dem Auto gemacht.

Ich verlasse die Kenai Peninsula und muss mich noch komplett durch Achorage durchquälen. Kurz danach stockt der Verkehr abrupt. Tatsächlich rennt ein ausgewachsener Elchbulle über den Highway. Er ist viel grösser als die, die ich im AWCC gesehen habe. Jetzt ist mir klar, warum auf den Strasse so häufig vor Elchen gewarnt wird. Es gibt sie also wirklich, die frei lebenden grossen Tiere in Alaska. Das ganze passiert so schnell, dass schon alles vorbei ist, als ich die Kamera in der Hand und auf die schlechte Beleuchtung eingestellt habe.

In Eagle River werde ich endlich auf einem staatlichen Campground fündig. Ich bin ganz schön kaputt und falle direkt ins Bett.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Zurück Richtung Osten

Tag 18 – Di, 15.09.15

Ich habe schlecht geschlafen, immer wieder waren Autos zu hören. Da habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht. Aber die Erklärung ist simpel: Wie ich haben viele auf einer langen Strecke keinen Campingplatz gefunden. Heute Morgen befinden sich bedeutend mehr Wohnmobile auf dem Platz.

Ich kaufe ein paar Vorräte nach und brauche auch noch Diesel. Noch immer bekomme regelmässig die Krise, wenn ich der Benzinuhr beim Volltanken zu sehe. Trotz günstigem Preis, ist während des Aufenthalts der Sprit der grösste Kostentreiber. Da ich selber koche, kann ich für einmal Tanken fast eine Woche essen. Der Boardcomputer des Fords zeigt zurzeit einen Verbrauch 19.1 Liter Diesel pro 100 km.

Über Palmer geht es nach Glennallen. Eigentlich eine schöne Strecke. Nur sieht man wegen des Regens kaum etwas von der imposanten Bergwelt. Nur selten wechselt der Regen in Niesel und lässt einen Blick nach oben zu.

Unterwegs Richtung Glenallen
Wohnmobil-Reisebericht Kanada / Alaska
Unterwegs Richtung Glenallen - Reiseberich Kanada / Alaska
Unterwegs Richtung Glenallen – Reiseberich Kanada / Alaska

In Glennallen übernachte ich auf dem Northern Nights Campground & RV Park. Einer der wenigen pivaten Campgrounds, die noch aufhaben.

Rhich and poor in Alaska

Auf dem Weg hierher sind mir wieder die unterschiedlichen Behausungen in Alaska aufgefallen. Manche Einwohner wohnen in Trailern und selbst die sind oft vollkommen heruntergekommen. Viele haben einen regelrechten Schrottplatz um sich herum. Es gibt aber auch schöne Häuser mit gepflegtem Anwesen. Richtig imposante sieht man aber fast nirgends. Und immer deutet ein grosser Tank darauf hin, dass hier mit Propan geheizt wird.

Einige scheinen hier mit sehr wenig Geld auskommen zu müssen. So richtig klar ist mir nicht, von was man hier leben kann. Allein der Aufwand, den man hier treiben muss, um von einem Ort in den anderen zu kommen, ist enorm.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Sehr „gefährlich“ – der freche Meissenhäher

Tag 19 – Mi, 16.09.15

Hier in Glenallen habe ich sehr gut geschlafen und so geht es heute richtig ausgeruht weiter. Das Wetter bessert sich zunehmend. Manchmal nieselt es noch ein wenig, aber nun kann ich endlich auch die herrliche Bergwelt um mich herum geniessen.

Unterwegs Richtung Tok - Rundreise Kanada / Alaska
Unterwegs Richtung Tok – Rundreise Kanada / Alaska

Immer wieder halte ich an und gehe zu Flüsse und Seen und schiesse einige Bilder.

Unterwegs Richtung Tok - Mit dem Wohnmobil in Alaska
Unterwegs Richtung Tok – Mit dem Wohnmobil in Alaska

Tok

Bereits kurz nach Mittag bin ich in Tok. Daher fahre ich weiter bis vor die kanadische Grenze an den Deadman Lake Campground. Es ist noch einigermaßen warm und ich mache endlich mal ein Feuer. Es macht Spass Holz zu sammeln. Nur schade, dass ich nichts für den Grill habe. Aber die Fleisch-Portionen sind hier so groß, dass ich eine ganze Woche Steak essen müsste, worauf ich einfach keine Lust habe.

Meisenhäher – Freche „Touristenplage“ in Alaska

Zum ersten Mal bekomme ich Kontakt mit dem Meissenhäher. Diese Vogelart scheint sich darauf trainiert zu haben, Touristen zu attackieren, die etwas Essbares in der Hand haben. Sobald sie ihr Opfer erblicken, hüpfen Sie unter klagendem Gefiepe vollkommen angstfrei herum, bis der arme Mensch genervt was abgibt. Auch mein Exemplar hier will offensichtlich nicht selber für sein Abendessen sorgen. Ich gebe jedoch nichts ab. Einmal habe ich in Schottland den Fehler gemacht, eine Möwe zu füttern. Eine richtig große Möwe. Danach konnte ich Frühstücken vergessen, das Vieh wollte mir sogar mein Müsli aus der Schale wegfressen. Ist schon was dran, an den Schildern, die hier überall stehen: „Keep wildlife wild“.

Meisenhäher

Der Meisenhäher ist ein Singvogel aus der Familie der Rabenvögel und bewohn mit zahlreichen  Nadelwälder des nördlichen Nordamerikas. Er legt Nahrungsvorräte an und lebt ganzjährig in festen Revieren.

Verdammt frecher Meisenhäher
Meisenhäher in Alaska – Wohnmobil Reisbericht

Es ist wirklich herrlich hier. Toller See, toller Sonnenuntergang. Bin fast alleine hier. Nur leider lässt ein paar Stellplätze weiter irgend so ein Idiot seinen Generator rund um die Uhr laufen. Ich habe mich aber so hingestellt, dass ich ihn von meinem Platz aus nicht höre. Es lohnt sich, immer erst eine volle Runde zu fahren und auch mal das Ohr raus zu heben, bevor man den Stellplatz endgültig auswählt.

Deadman Lake Campground - Reisebericht Kanada / Alaska
Deadman Lake Campground – Reisebericht Kanada / Alaska

Zurück nach Kanada – Tag 20 – Do, 17.09.15Tote Männer hat es nicht gegeben auf dem Deadman Lake Campground, wenngleich ich dem Depp mit seinem Generator doch am liebsten den Hals umdrehen würde. Wollte eigentlich am See frühstücken, aber der Krach ist unerträglich in der ansonsten tollen Natur. Hat der Idiot noch nichts von Zusatzbatterie oder Solar gehört? Naja, egal, für mich geht es weiter Richtung Kanada, Whithorse. Dem Ende meines Roadtrips durch Kanada und Alaska entgegenenDas Wetter meint es gut mit mir. Es ist zwar kalt, aber die Sonne scheint. Und alle möglichen tollen Wolken am Himmel, es sieht wirklich gigantisch aus.

Zurück Richtung Yukon
Zurück Richtung Yukon – Wohnmobil Reisebericht Kanada / Alaska

Back in Kanada

Nach der USA-Grenze kommt erst einmal 20 Meilen nichts und ich denke mir schon, dass es die Kanadier mit den Grenzkontrollen sehr locker nehmen. Dann heisst es aber doch anhalten und sich von der hübschen Grenzbeamtin interviewen lassen. Bei der Frage, ob ich Feuerwaffen mitführe, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Darauf entschuldigt Sie sich sogar. Sie müsse das halt fragen. Kein Problem. Der Pass wird mir wieder kurz abgenommen. Entweder wird er gescannt oder durch den Computer gejagt, aber immerhin werden hier keine Fingerabdrücke genommen. Auch wird kein Verbrecherbild geschossen wie bei den Amerikanern. Andernfalls hätte ich das ja sicher schon bei der Einreise mit dem Flugzeug über mich ergehen lassen müssen

Grenze nach Kanada - Roadtrip Kanada / Alaska
Grenze nach Kanada – Roadtrip Kanada / Alaska

Nach der Grenze wird die Strasse teilweise extrem schlecht. Es wird auch viel gebaut. Wie so oft leitet ein Pilot-Car durch die teils einspurige ewig lange Baustelle.

Pilot Car in der Baustelle - Mit dem Wohnmobil durch Kanada / Alaska
Pilot Car in der Baustelle – Mit dem Wohnmobil durch Kanada / Alaska

Pine-LakeVorbei am Kluane Lake, der von seiner Größe und dem Wellengang eher an ein Meer erinnert, biege ich in Haines Junction links Richtung Whitehorse ab. Kurz danach nehme ich einen staatlichen Campground am Pine-Lake. Noch immer ist herrliches Wetter und ich schieße viele Fotos.

Pine-Lake - Kanada / Alaska Rundreise
Pine-Lake – Kanada / Alaska Rundreise

Aber auch hier scheint es gebrannt zu haben, wieder einmal sehen die Bäume sehr danach aus.

Pine-Lake - Mit dem Wohnmobil in Kanada
Pine-Lake – Mit dem Wohnmobil in Kanada

Noch einmal mache ich ein Feuer. Durch die bereitgestellten Feuerschalen dürfte das ungefährlich sein. Ausserdem bleibe ich davor sitzen, bis er ganz heruntergebrannt ist.So langsam heißt es Abschied nehmen von meiner rollenden Behausung. Morgen Nachmittag muss ich mich um die Reinigung des Gefährtes kümmern. Heute in den Baustellen ist es noch einmal sehr dreckig geworden. Übermorgen Mittag ist dann leider schon die Rückgabe.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Die Reise geht zu Ende

Tag 21 – Fr, 17.09.15

Auch wenn auf der Holzbank draussen eine dünne Eisschicht liegt, mag ich überhaupt nicht weiter. Die Sonne scheint, es ist unheimlich klar und die Luft tut gut. Ich laufe erstmal am Ufer des Pine-Lake entlang und mache noch mehr Fotos. Eichhörnchen hüpfen vor meiner Nase herum. Doch ich bin einfach zu langsam, um eines auf die Speicherkarte zu bannen.

Schliesslich fahre ich dann doch weiter auf dem Alaska Highway durch die herrliche Berglandschaft. Auf diesem Abschnitt gibt es wenig Möglichkeiten zu halten. Einen schönen Stopp – mit dem inzwischen obligatorischen Meisenhäher-Besuch – finde ich an einer historischen Holzbrücke.

Whitehorse voraus liegt unter einer bedrohlich wirkenden dunklen Wolkenfront.

Whitehorse voraus - Ende des Roadtrips durch Kanada / Alaska
Whitehorse voraus – Ende des Roadtrips durch Kanada / Alaska

Es regnet aber nicht in Whitehorse. Ich übernachte am Pioneer RV Park. Ein privater Campingplatz und von der Lage her direkt an der Strasse. Wenig schön. Aber im Moment einfach praktikabel mit Tankstelle, Waschanlage und Full Hook Up.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Zurück in Whitehorse

Tag 22 – Sa,19.09.15

Beim Frühstück ist Reste-Essen angesagt. Ich habe wirklich so ziemlich alles verputzt. Es fällt dementsprechend etwas knapp aus. Dann kommt das grosse Packen. Gefühlte tausend Teile, die alle irgendwo im Camper rum liegen, müssen in den armen Koffer rein.Endlich ist alles gepackt und es geht zurück zum Vermieter Fraserway.

Den Camper habe ich schon gestern gewaschen. Ganz glücklich bin ich damit nicht, aber besser war es mit den Waschlanzen nicht möglich. Die Dame bei Fraserway ist zufrieden und auch ansonsten ist alles in Ordnung.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Wieder in Whitehorse

Wenig später bin ich dann wieder bei Pam und Bernie in dem schon bekannten Bed & Breakfast. Nach dem Auspacken schlage ich mir die Zeit mit etwas Sonne tanken -ja die Sonne scheint jetzt auch in Whitehorse-, ein paar letzten Einkäufen und einem längeren Spaziergang tot. Von der Anhöhe, die die Stadt von dem Flughafen trennt, hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Man sieht sehr deutlich, wie sauber rechtwinklig die Strassen angelegt sind. Das wirkt für unser europäisch geprägtes Auge seltsam, hat aber den Vorteil, dass man in jeder Stadt die i.d. R. durchnummerierte Querstrasse schnell findet.

Whitehorse - Reisebericht Kanada / Yukon
Whitehorse – Reisebericht Kanada / Yukon

Zurück ins „normale“ Leben

Tag 23 – So, 20.09.15

Da der Flieger erst am Abend geht, mache ich nochmal einen ausgedehnten Spaziergang. Bernie bietet mir an, mich zum Flughafen zu fahren. Ich nehme gerne an und gebe ihm meine restlichen Dollars dafür. Und dann sitze ich auch schon hier in der grossen Menschenmenge und warte auf meinen Flug.

Alle Bilder zum Reisebericht findest du hier…

Hier geht es zu Teil 1 des Reiseberichtes zu Kanada / Alaska / Yukon.

Fazit Kanada/Alaska

Und wie war es denn nun? Klasse! Trotzdem habe ich für mich persönlich ein paar Einschränkungen. Ich merke immer mehr, dass ich keinesfalls ein Weltreisender bin, auch kein verkappter. Ich liebe es, auch mal ein paar Tage an einem Ort zu bleiben. Jeden Tag abbauen, den ganzen Tag fahren und dann wieder aufbauen, ist gar nicht mein Ding. Das ist bei einer dreiwöchigen Reise so weit weg gar nicht so einfach.

„Sehenswürdigkeitenstress“

Man hat fast eine Art psychologischen Druck, gewisse Dinge sehen zu müssen. Manche, mit denen ich unterwegs redete, waren total erstaunt, dass ich mir Dempster Highway und Fairbanks nicht gegeben habe. Für mich waren die kurzen Etappen mit den Stellplätzen am Meer auf der Kenai Peninsula aber wichtiger, als z.B. die Überquerung des Arctic Circle. Ich bereue nur etwas, die Nordlichter verpasst zu haben. Anfangs schaute ich immer mal wieder nachts raus. Die letzten zwei Nächste habe ich aber einfach verpennt und genau dann gab es sie zu sehen.

Nach Alaska auswandern?

Auf dem Flughafen in Whitehorse ist mir ein älterer Deutscher aufgefallen, der Unmengen von Gepäck dabei hatte. Im Flugzeug stellte sich dann raus, dass mein Sitznachbar ihn kannte. Er ist jedes Jahr vier Monate abseits der Zivilisation in seiner Hütte. Ich habe zwar die einsamen Strassen und die Ruhe auch sehr genossen und geschätzt, aber vier Monate in einer Hütte wäre mir dann doch zu wenig Sozialkontakt.Auch auf dem Flughafen hat ein älterer Deutscher seinen Enkel verabschiedet. Wie ich dem Gespräch entnehmen konnte, scheint er in Whitehorse oder Umgebung zu wohnen. Für mich persönlich wäre Kanada aber nicht das Auswanderungsland erster Wahl. Wie mir die Angestellte von Fraserway, die übrigens aus der Schweiz kam, erzählte, ist der Verdienst gering und die Mieten sogar über Schweizer Niveau.

Alternative zu Kanada / Alaska?

Muss man unbedingt dort gewesen sein? Wenn man weite, imposante Landschaften mit Bergen und Seen liebt, dann sollte man. Fehlt das Geld dazu, gibt es m. E. durchaus Alternativen. Eine wäre zum Beispiel Schottland. In Skandinavien war ich bisher noch nie, aber auch das käme sicher als ein passendes Ziel in Frage. Aber selbst wenn hierzu das Geld nicht reicht, sind auch hierzulande atemberaubende Naturschauspiele nicht ausgeschlossen sein. Wegen Renovation meiner Mietwohnung wohnte ich im Winter 2015 im Schwarzwald. Ausblicke wie diesen hier, sah ich in der Zeit fast täglich auf dem Weg zur Arbeit:

Alaska Alternative
Alaska Alternative?

Abenteuer gibt es auch „um die Ecke“ zu finden

Wer Abenteuer sucht, kann sich auch mit Rucksack in den Schwarzwald abseits der Hauptrouten auf den Weg machen. Beim Frühstückskaffee kann das Wildschwein im Unterholz nebenan den Puls durchaus auch hochjagen.Befremdlich waren die extrem vielen Jäger in Alaska  für mich. Wobei das -bis auf einmal- eine absolut friedliche Koexistenz war. Sieht man die vielen heruntergekommenen Trailer, kann man sich auch gut vorstellen, dass der ein oder andere seinen Elch durchaus nicht zum Spass schießt.Das Leben im Camper war genau mein Ding. Alles was es zum Leben braucht in Griffweite, da bleiben wo es einem gefällt – genial. Das Thema Camper ist sicher nicht abgeschlossen.


Kommentare

2 Antworten zu „Mit dem Camper in Alaska / Reisebericht Teil 2“

  1. Hallo Lars,
    wir waren auch völlig fasziniert von den Ottern in Seward. Die können ja echt ewig gemütlich schlafend auf den Wellen treiben. Wir haben die niedlichen Tiere stundenlang beobachtet 🙂
    Ach, Alaska ist doch einfach ein großartiges Reiseland!
    Liebe Grüße
    Kristin

    1. Hallo Kristin
      Generell finde ich den Norden sehr faszinierend. Ausser Alaska habe ich aber bisher nur Schottland geschafft (noch auf meiner alten Seite schlageter.ch). Island, Schweden und Norwegen stehen auch noch ganz hoch auf meiner Wunschliste.
      Liebe Grüsse
      Lars

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